Alles selbst gezogen

Mangold vom „Lebensacker“ - Timo Geuß aus Wetzlos setzt auf solidarisch-veganen Anbau

Handarbeit auf dem Wetzloser Lebensacker: Initiator Timo Geuß (vorn) und seine Mitstreiter Markus Seiter (hinten links) und Irina Rohe setzen auf solidarischen und veganen Gemüseanbau.
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Handarbeit auf dem Wetzloser Lebensacker: Initiator Timo Geuß (vorn) und seine Mitstreiter Markus Seiter (hinten links) und Irina Rohe setzen auf solidarischen und veganen Gemüseanbau.

Timo Geuß setzt auf ein Leben im Einklang mit der Natur und baut nach biozyklisch-veganem, gewaltfreiem und solidarischem Prinzip in Haunetal-Wetzlos Gemüse an.

Wetzlos/Kruspis – Nicht nur Tomaten, Gurken, Kohl und Salate wachsen auf dem Acker und in den Beeten von Timo Geuß aus Wetzlos. Auch Mangold, Topinambur, Hirschhornwegerich, Haferwurz sowie Blattstielgemüse und andere besondere, alte Gemüsekulturen, die es nicht in Supermarkt zu kaufen gibt, baut der 28-Jährige an.

Geuß kommt aus dem Schwarzwald, lebt aber seit zwei Jahren in Wetzlos, in der Wohngemeinschaft der Initiative Lebenstiere, deren zweiter Vorsitzender er ist. Über die Tierrechtsarbeit kam er auch zum veganen Gemüseanbau. An der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde hat Geuß Ökolandbau und Vermarktung studiert. Deutschlandweit berät er inzwischen Landwirte, die ihren Betrieb vegan umstellen wollen und möchte nun auch Vorbild sein. Selbst lebt Geuß seit acht Jahren vegan, das heißt, er verzichtet komplett auf tierische Produkte.

Die 0,5 Hektar Ackerfläche, die er in Wetzlose gepachtet und Lebensacker getauft hat, waren zuvor konventionelles Grünland. Vor Kurzem konnte die erste eigene Ernte „eingefahren“ werden. Wenn man es geschickt anstelle, so Geuß, könne man die Fläche ganzjährig nutzen. In Kruspis gehört dem Wahl-Haunetaler außerdem ein 500 Quadratmeter großer Gemüsegarten mit Gewächshaus und einer Streuobstwiese. Insgesamt 70 verschiedene Kulturen bauen Geuß und sein Team an, die so verknüpft werden, dass sie sich gegenseitig gut bedingen. „Wir haben keine Pflanzen zugekauft, sondern alle selbst gezogen – teils im Wohnzimmer“, betont der 28-Jährige schmunzelnd. Nur das Saatgut wurde gekauft.

Gemeinsame Kontrolle: In Kruspis verfügt Timo Geuß über einen Garten samt kleinem Gewächshaus.

Aktuell wird die Ernte an erste private Abonnenten und an eine Einrichtung für psychisch beeinträchtigte Menschen in Oberaula verteilt. Ab Sommer soll sie auch auf dem Bauernmarkt in Neukirchen verkauft werden, einen Stand auf dem Niederaulaer Eulenmarkt strebt Geuß ebenfalls an. „Das Interesse ist groß“, sagt er. „Das Thema ist in der Gesellschaft angekommen.“ Unterstützt wird Initiator Geuß nicht nur vom Verein Lebenstiere, auch private Spenden im Sinne von Crowdfunding tragen zur Finanzierung bei. Tatkräftig packen Markus Seiter aus Österreich, der auf dem Weg zum Landschaftsarchitekturstudium ist, wie er selbst sagt, und Praktikantin Irina Rohe mit an. Perspektivisch würde Geuß gerne weitere Flächen bewirtschaften und Anbau und Vertrieb weiter ausbauen, allerdings sei ihm Qualität wichtiger als Masse, wie er betont.

Wenn auf dem Wetzloser Acker gearbeitet wird, kommen die „Kleinlandwirte“ immer wieder ins Gespräch mit Spaziergängern oder Dorfbewohnern. „Viele sind interessiert an dem, was wir tun, und junge Leute mit den Händen in der Erde sieht man ja auch nicht mehr so häufig ...“ (Nadine Maaz)

Kontakt: timo-geuss@t-online.de

Vegane Landwirtschaft

Bio-vegane Landwirtschaft vereint sozusagen Bio-Anbau und das vegane Weltbild. Sie kommt ohne Tierhaltung und auch ohne tierischen Dünger aus. Chemie zur Düngung und Schädlingsbekämpfung ist ohnehin tabu. Der Schutz der Umwelt und das Wohl der Tiere stehen im Fokus. Beim biozyklisch-veganem Anbau wird konsequent kreislauforientiert angebaut, ohne von außen Nährstoffe zuzuführen. (nm)

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